Vor allem die weit verzweigte Ilmenauer Glasindustrie traf die stetig wachsende Zahl der Einberufungen ihrer Mitarbeiter hart. Zudem verlangte die Wehrmacht von der Branche nun immer häufiger Spezialanfertigungen für Kriegsgerät. Doch den Anfang bei der Beschäftigung von ausländischen Arbeitern machte ausgerechnet ein Unternehmen, das stark auf Export orientiert und somit auf internationalen Märkten präsent war: die Ilmenauer Porzellanfabrik AG. Spätestens ab dem Jahr 1940 aber begannen auch die anderen Unternehmer der Stadt, Zwangsarbeiter einzusetzen. Der Verweis auf die Fabrikation kriegswichtiger Produkte war in Ilmenau Garant dafür, ausländische Arbeiter zugeteilt zu bekommen. So konnte sich etwa der Wehrmachtsbetrieb Rudolf Glaser, ein Holz verarbeitendes Unternehmen, stets der wohlwollenden Bearbeitung seiner Anträge auf ausländische Arbeiter sicher sein.
 



Die ehemalige Ilmenauer Porzellanfabrik AG. Foto: Bernd Frankenberger
 

Andere Firmen standen den Fremdarbeitern zunächst recht skeptisch gegenüber – hatten dann aber Mühe, sie nicht wegen Saison bedingten Tätigkeiten an die Land- und Forstwirtschaft abgeben zu müssen. Konkurrenz machte den Ilmenauer Betrieben schließlich noch das Rathaus: Für kommunale Anliegen wurden 40 französische Kriegsgefangene benutzt, die später ganz nach Bedarf an Unternehmen vermietet wurden. 

Vorwiegend russische Kriegsgefangene wurden für den Kräfte zehrenden Einsatz unter Tage rekrutiert. In der Steine und Erden Ilmenau GmbH, eines von vielen kleinen Bergwerken der Reichswerke „Hermann Göring“, schufteten rund 30 Kriegsgefangene und Fremdarbeiter. 

Den größten Bedarf an ausländischen Arbeitskräften aber hatte die Waggonfabrik Gotha. Im Hammergrund wurde eigens für die rund 300 Menschen aus der Sowjetunion, Polen, Rumänien, Italien und Frankreich ein Lager errichtet, in dem die Manebacher Ärztin Dr. Döllerdt wissentlich gegen die Instruktionen aus Berlin zum Umgang mit den Fremden verstieß, um ihnen das Leben erträglicher zu machen.

Rund 1400 Frauen, Männer und Kinder wurden als Zwangsarbeiter nach Ilmenau gebracht.

 

[zurück]