Mit dem Einmarsch der amerikanischen Armee in Ilmenau brach in manchen Lagern Chaos aus, Lagerführer berichteten von Diebstählen und Verwüstungen. Viele der deportierten Ausländer ließen ihren angestauten Wut freien Lauf.  

So beklagte die Glasfabrik Sophienhütte, dass „durch die Russen starke Plünderungen vorgenommen“ worden seien, „wobei Läger und Betriebseinrichtungen sowie unser wertvolles Laboratorium zerstört wurden.“ In Verkennung der Lage riefen Betriebe immer noch nach dem Einschreiten der Ordnungskräfte, wie die Hohlglashütte am Grenzhammer von Otto Lange, die wegen fünf „Ordnung störenden“ Ostarbeitern um einen „baldigst möglichen Abtransport“ bat.
 



Glasfabrik Sophienhütte nach dem Zweiten Weltkrieg. Foto: Bernd Frankenberger


Doch Bürgermeister Richard Walther war zu diesem Zeitpunkt bereits aus dem Amt gejagt worden. Walthers unmittelbaren Nachfolger Zachäus plagten andere Sorgen. Durch die Amerikaner wurde im Hotel „Kaiserhof“ eine Küche für alle ausländischen Menschen errichtet, die nicht in Lagern untergebracht waren. Die Kosten hatte zunächst die Stadtverwaltung zu tragen, die sich das Geld anschließend von den Firmen zurückholen sollte. In dem sich daraus entwickelnden Schriftwechsel zwischen Bürgermeister und Betriebsinhabern stellten einige Ilmenauer Unternehmer ein weiteres Mal emotionsloses Kalkül unter Beweis.  

Andere wurden von den später in Ilmenau eintreffenden sowjetischen Besatzern scheinbar völlig wahllos verurteilt und enteignet. Ein besonders tragisches Beispiel ist der Prozess gegen Hellmuth Fischer, der detailliert im Buch beschrieben ist.

 

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